Mein erster "Whisky"

 

Natürlich ist nicht der erste getrunkene gemeint, sondern der erste Versuch meinen Whisky selbst herzustellen. Dabei meine ich nicht die Destillation - das sollte man den Profis überlassen - sondern die Lagerung von Whisky im Holzfass und die damit einhergehende Veredelung.

 

Nach dem der "Beschluss" meinen eigenen Whisky zu erzeugen gefasst war, habe ich die "Einfluss-Parameter" für richtig guten Whisky gesammelt und begonnen zu verstehen, was ich als "Privatmann" beeinflussen kann und was nicht.

  • Welchen "Brand" kann ich aus welcher Distille bekommen?
  • Welches Holz für das Fass, ist geeignet und was kann ich bekommen?
  • Welche Fassgröße ist optimal und was kann ich bekommen?
  • Was bedingt die "subtraktive" Reifung und was die "additive"?
  • Wie hoch wird der "Angels-Share" sein?

 

Von der vielfältigen Theorie zu den

- für mich erreichbaren - Möglichkeiten war ein kurzer Weg

(ich muss halt nehmen was ich bekommen kann)

gn Wiese

 

  • Ich bevorzuge schottischen Single Malt --> ich will einen Brand aus gemälzter Gerste.
    Die Brennerei Feller produziert 2-fach gebrannten "Roh-Whisky" bzw. "New Make" mit 63% Alkoholgehalt.
  • In Schottland wird der "New Make" mindestens 3 Jahre in Holzfässern gelagert, damit er überhaupt Whisky genannt werden darf. Dabei werden sehr häufig gebrauchte Bourbon Fässer aus amerikanischer Weiß-Eiche verwendet.
    Gebraucht ist in diesem Fall aber nicht "verbraucht", sondern sogar "veredelt". Bei frischem Holz ist der stoffliche Austausch von Holz zu Whisky sehr stark und schnell. Das will man gar nicht, es soll durchaus langsam gehen.
  • Whisky wird üblicherweise in Hogshead (~ 225 Liter) oder Butts (~ 500 Liter) gereift. Aber eine derartige Menge von Whisky würde für mich bedeuten den Whisky verkaufen zu müssen oder bis zum Lebensende den gleichen Whisky aus dem selben Fass zu trinken. Beides will ich nicht.
    Früher wurden auch häufig 40 Liter Fässer verwendet, die dann von Eseln (2 Fässer pro Esel) transportiert werden konnten. Aber, ob in diesen kleinen Fässern auch die gesamte Reife stattfand, konnte ich noch nicht herausfinden. In jedem Fall fand über die Transportzeit und Lagerzeit eine Nachreifung statt.
    Bei der Wilhelm Eder GmbH habe ich neben einer excellenten (!) Beratung auch ein "remake" Bourbon Fass mit ca. 30 Liter Inhalt bekommen. Remake bedeutet, dass aus einem echten gebrauchten Bourbonfass die Dauben neu geschnitten und zu einem kleinen Fass umgearbeitet werden.
  • Mit der Fassgröße ist auch das Verhältnis Flüssigkeitsvolumen zu Holzoberfläche und damit die "Kontaktfläche" festgelegt. Diese "Kontaktfläche" ist der wichtigste Parameter für die Reifezeit. Danach kommen Temperatur,  Temperaturschwankung und der geheime Rest..
  • Der "Angels-Share" (frei übersetzt: Auch Engel lieben guten Whisky und nehmen sich ab und an einen aus dem Fass) bedingt einen Alkohol % und einen Volumenverlust. Vorausgesetzt, dass das Fass dicht ist, entsteht dieser durch Diffusion durch das Holz nach außen. Dafür sind, neben der Holzart und Dicke, Luftfeuchte und Temperatur entscheidend.

Damit begannen die ersten Berechnungen:

  • Die Oberfläche eines Fasses steigt mit der Größe in einer quadratischen Funktion an, das Volumen in mit einer kubischen Funktion (3te Potenz).
    Damit ist klar, dass bei kleinen Fässern die Kontaktfläche Flüssigkeit zu Holz wesentlich größer ist, als in großen.

formel flaecheformel volumen

 

In meinem Fall mit dem 32 Liter Fass ist die Oberfläche pro Liter ca. 6,2 mal höher als in einem standard Hogshead Fass mit ca. 225 Litern.

Es ist also eine "6-fache Reifegeschwindigkeit" anzunehmen. Die Tastings werden die Wahrheit zeigen.

  • Der Angels Share hängt von der umgebenden Luftfeuchte und Temperatur ab.
    Volumenverlust = Wasserverlust + Alkoholverlust, wobei der Dampfdruck von Wasser ca. 23mbar beträgt, der von Ethanol ca. 55mbar (bei 20°C).
    Wenn also die umgebende Luft 100% Feuchte hat, dann verdunstet kein Wasser im Fass, aber immer noch Alkohol. Schließlich enthält die Umgebungsluft keinen Alkohol. Wenn jedoch die Umgebungsluft kaum Feuchte hat, dann verdunstet mehr Wasser als Alkohol. Damit ist auch geklärt, warum in manchen Lagerstätten der Alkoholgehalt des Whisky in % während der Lagerung sogar ansteigen kann.

In meinem Fall wird das Fass bei relativ konstanter Temperatur und Feuchte im Keller gelagert.

Die Startmessung des Refraktrometers zeigte 62% - 63% Alkohol an (genauer kann ich nicht ablesen). Mal sehen, wie sich Volumen und Alkohol % entwickeln werden.

frisch gefuellt

 

Das erste "offizielle" Tasting wird auf der Weihnachtsfeier unseres Whisky Clup "UISCE-BEATHA" stattfinden. Ich bin sehr gespannt auf das Urteil der Kameraden.

uisce-beatha-ev-logo-gross-web

             Fortsetzung folgt .....

Und hier ist der 2te Teil